
Kennste noch iShareGossip?
iShareGossip ploppte irgendwann 2010 plötzlich auf und wurde quasi über Nacht zu einem weit über das reine Onlineleben hinausgehende Phänomen.
Was war iSG?
Im Prinzip war iSG eine deutsche Mischung aus 4chan, Twitter und Facebook und war ohne jede Anmeldung und (augenscheinlich) anonym nutzbar.
Das „Besondere“ war nun allerdings der…nennen wir es mal „thematische Schwerpunkt“.
Im Prinzip wurde iSG nahezu ausschließlich dazu genutzt Menschen zu mobben und bloßzustellen. Ursprünglich wurden vor allem Lehrer an den virtuellen Pranger gestellt und beleidigt, aber schnell ging man dazu über potenziell nahezu jeden dort vorzuführen. Besonders unter Schülern war es beliebt andere Schüler zu beschimpfen, zu beleidigen oder vorzuführen.
Regelmäßig wurde die größte Schlampe der Klasse 10b gewählt, darüber philosophiert welcher Junge sicher schwul ist, wer hässlich ist und wer hot, wer sich am besten umbringen soll und welcher Lehrer direkt aufgehängt gehört. Alles fein und ordentlich sortiert nach Bundesland, Stadt, Schule – bis runter zur einzelnen Klasse.
Die große Popularität der Seite, insbesondere unter Jugendlichen, sorgte dafür, dass es für die Opfer kaum einen Weg gab, dem oft ins reale Leben hinüber schwappenden Hass zu entgehen. Wer einmal auf der Plattform am Pranger stand, der erfuhr davon – und alle Bekannten und Mitschüler auch.
Der Hype
iSG wurde online sehr schnell sehr bekannt und irgendwann wurden die klassischen Medien darauf aufmerksam. Lehrer, Eltern und Politiker zeigten sich öffentlichkeitswirksam schockiert und begingen den klassischsten aller Fehler: Sie versuchten ein Internet-Phänomen „einzufangen.“
Und -natürlich- machte dieser Versuch die Seite nur NOCH bekannter und NOCH populärer. Da haben die damals schön einen klassischer Streisand gebaut. Highlight dieses ganzen Trauerspiels war dann der März 2011, als die Seite offiziell als jugendgefährdend eingestuft wurde und auf „dem Index“ landete – was zum Schock einiger Behördenmitarbeiter und Politiker aber natürlich exakt gar keine Auswirkungen hatte.

Die Auswirkungen
Wie bereits angedeutet schwappten die Auswirkungen von iSG im Laufe der Zeit immer mehr und immer öfters ins „real life“ rüber. Mit den erwartbaren Auswirkungen: Ein Mob prügelte einen Jugendlichen bewusstlos. Mehrere Amoklaufandrohungen führten zur Schließung von Berliner Schulen. Lehrer und Schüler konnten aufgrund von Angst und Trauma nicht mehr am Unterricht teilnehmen.
Das Ganze eskalierte immer weiter und Öffentlichkeit, Medien und Politik wirkten zusehends hilfloser.
Der „Hack“
Was blieb nun also noch an Gegenmaßnehmen, nachdem die „klassischen“ Stellen mit den klassischen Methoden gescheitert waren? Nun…nur das Netz kann das Netz einfangen. Uns so kam es dann auch.
iSG wurde gehackt, wobei die genauen Hintergründe bis heute nicht final bekannt sind. Fakt ist jedenfalls, dass Besucher der Webseite am 14.07.2011 von folgender Meldung empfangen wurden:

Auf Nachfrage mehrere Medien gab „23timesPi“ zu Protokoll, dass sie nicht Teil eines bekannten Hacker-Kollektivs seien und dass sie die ihnen vorliegenden Infos zu Adressen der Täter nicht an die Polizei übermittelt hätten, da diese vermutlich eh nicht korrekt wären. Die Namen der Täter seien aber sehr wohl bekannt und auch wenn man nicht zur Lynchjustiz aufrufen möchte, so sollten sich die Verantwortlichen hinter iSG fragen, ob sie möchten, dass ihre Namen öffentlich bekannt würden.
Relativ zeitnah gab es eine „Ausweichseite“ der iSG Macher. Dort war zu lesen, dass ihre Domain gestohlen worden sei, der Server davon allerdings nicht betroffen sei. Bis Näheres in Erfahrung gebracht werden könne, bleibe die Seite offline. Darüber hinaus wird versichert: „User haben definitiv nichts zu befürchten, da wir keine IP-Adressen speichern.“ Über die genauen Hintergründe zu dieser „Ausweichseite“ und ob sie wirklich von den initialen iSG-Machern stammte, existieren verschiedene Meinungen und Versionen der Geschichte.
Viel mehr kam danach allerdings nicht mehr. Auch die „Ausweichseite“ verschwand irgendwann und die Original-Seite kam nicht mehr zurück. Irgendwelche Daten wurden nach meinem Kenntnisstand aber nie veröffentlicht. Ebenso wenig kam es jemals zu einem Strafverfahren gegen die bis heute unbekannten Betreiber.











