Britzel – Ich habe mir also meine Augen lasern lassen…

Von | 15. August 2024

Vorgeschichte

Zunächst sei gesagt, dass ich nicht im Detail auf Verfahren, Risiken oder Anbieter eingehen werde. Dazu gibt es mehr als genug Infos online verfügbar. Mir gehts hier primär um das von mir subjektiv Erlebte.

Ich war Brillenträger seit ich 12 Jahr alt war oder irgendwas um den Dreh rum. Und im Prinzip hat mich das auch nie großartig gestört. Optisch fand ich immer, dass mir Brille gut steht und meinen natürlichen Nerd-Look hat das auch immer gut weiter untermauert. Ich war mit meinen -2,5 bzw -2,75 Dioptrien auch nicht „blind“ oder so ohne Brille, allerdings kam noch eine recht ausgeprägte Hornhautverkrümmung oben drauf, die durchaus nervige Nebeneffekte wie Lichtspuren im Dunkeln mit sich brachte.

Optisch war ich, wie gesagt, cool mit Brille, aber im Laufe der Jahre gingen mir dann doch immer mehr Sachen auf den Senkel: Ständig beschmiert die Brille, im Winter beschlägt die, im Sommer braucht man Sonnenbrillen mit Stärke, vernünftige neue Brillen kosten JEDES MAL ein kleines Vermögen, ständig muss man aufpassen, dass die nicht kaputt geht…und so weiter…
Natürlich bin ich dann erst mal den Weg gegangen, den wohl fast jeder dann geht: Kontaktlinsen. Und an sich lief das immer ganz „okay“. Ich habe die gut vertragen und später hatte ich welche, die man (theoretisch) 30 Tage und Nächte am Stück drin lassen konnte.
Habe ich nie gemacht, aber für so über ein Wochenende, wenn man mal wegfährt oder so, war das ganz praktisch und kein Problem.
Und trotzdem: Irgendwie hat das Ganze dann doch immer irgendwie irgendwo genervt. Die Dinger sind manchmal willkürlich verrutscht, waren mal willkürlich unangenehm im Auge, dann wieder nicht und hin und her und auch die Kontaktlinsen gehen ziemlich ins Geld auf Dauer.
Also: Lasern. Natürlich habe ich das, wie wohl ebenfalls fast jeder, erst mal ein paar Jahre lang „geplant“ und immer wieder aufgeschoben. Aber -und damit reichts dann auch an Vorgeschichte- irgendwann Anfang 2023 habe ich mich aufgerafft und mich entschieden es dann jetzt durchzuziehen.

Anbieter- und Verfahrensauswahl

Um es kurz zu machen: Ich habe mich für CareVision in Düsseldorf entschieden. Das hatte ziemlich pragmatische Gründe, nämlich dass die Filiale fußläufig von meiner Artbeitestelle erreichbar war. So konnte ich diverse Termine immer praktisch mit meinen Büro-Tagen kombinieren.
Diverse Internetrecherchen haben keine großen Unterschiede zwischen den Anbietern offenbart, so dass ich mich für eine Voruntersuchung bei CareVision angemeldet habe. Das lief alles sehr rund und zufriedenstellend. Nach mehreren verschiedenen Untersuchungen saß ich recht bald darauf in einem Zimmer und einer der Augenärzte besprach mit mir die Ergebnisse. Quintessenz: Alles top, ich bin perfekt geeignet und kann zwischen LASIK und Femto-LASIK wählen. Beide Verfahren sind sicher und erprobt, ich entschied mich aber für die 500€ teurere Femto-LASIK. Der Unterschied besteht darin, dass bei der klassischen LASIK die Hornhaut, etwas salopp gesagt, mit einem Messer aufgeschnitten wird, bei der Femto passiert dies mit einem Laser. Das erschien mir irgendwie sympathischer.
Kostenpunkt letztendlich: 1500 Euro pro Auge. Das ist im Vergleich eher günstig, aber meine Eindrücke und die Online-Bewertungen waren positiv, so dass ich jetzt auch nicht rein „aus Prinzip“ mehr hätte zahlen wollen mit der Einbildung oder der Erwartung, dann eine bessere Behandlung zu bekommen.

Der Tag der OP

Recht bald kam es zum Tag des Eingriffs. Der Termin war Nachmittags, so dass ich vorher noch im Büro arbeiten war und mich dann zu Fuß auf den Weg machte.
Wie ich nun mal so bin hatte ich inzwischen ALLES an Infos gelesen und mir diverse Videos des Eingriffs und VLOGS von Leuten angeguckt. Ich kam mir jedenfalls sehr gut informiert vor.
Bei CareVision angekommen wurde ich erst mal in das Wartezimmer gesetzt, wo dann meine Frau dazu kam, die mich nach dem Eingriff nach Hause fahren sollte.
Es kam zu einer relativ langen Wartezeit, was sich nicht gerade positiv auf meinen Stresslevel auswirkte. Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass einem mitunter eine Beruhigungspille angeboten wird – dies war bei mir nicht der Fall.

Die OP

Dann wurde ich aufgerufen und erst mal wieder zurück geschickt, weil ich meinen Ehering und meine Smartwatch ausziehen sollte. Das fand ich etwas irritierend, weil ich dutzende Videos von Leuten gesehen habe, die zB ihren Puls während des Eingriffs über ihre Smartwatch getrackt hatten, aber sei’s drum.
Meine Brille sollte ich ebenfalls bei meiner Frau lassen mit den Worten „die brauchen Sie nicht mehr“.
In einem Vorraum angekommen, bekam ich „OP-Kleidung“, betäubende Augentropfen und die Fläche um meine Augen wurde desinfiziert. Dieser Vorgang wiederholte sich noch ein zweites Mal und dann gings los. Direkt auf die Liege, Laser an und ab gings. Das klingt jetzt sehr verkürzt, aber faktisch war es tatsächlich mehr oder weniger so.
Der Eingriff an sich war…interessant. Man hat wirklich ABSOLUT keine Schmerzen. Gar nix. Null.
Einzig etwas unangenehm war nur eine Sache: Die „Saugglocke“, die auf dein Auge gesetzt wird und sich…nun ja…festsaugen soll, hat sich eben nicht vernünftig fest gesaugt. Das hat dazu geführt, dass sie mehrfach neu angesetzt werden musste und das jedes Mal etwas „nachdrücklicher“ – was dann irgendwann ziemlich unangenehm auf den Wagenknochen gedrückt hat. Das war aber wirklich eher lästig als schlimm.
Alles was einen darüber hinaus potenziell „stressen“ könnte, passiert nur im eigenen Kopf. Ich kann nur den Tipp geben, nicht allzu sehr darüber nachzudenken, dass da gerade ein Laser in dein Auge schießt, oder dass da gerade jemand mit einem Werkzeug auf deinen Augäpfeln rumwischt.
Beim von mir gewählten Verfahren, der Femto-Lasik, werden pro Auge zwei Laser nacheinander eingesetzt. Erst der Femto, dann der „normale“. Kurzzeitig etwas beunruhigend fand ich, dass ich auf einen grünen Punkt gucken sollte, aber keinen grünen Punkt gesehen habe. Nun ja. Da die OP aber einfach weiter lief, war der Vorgang scheinbar schon abgeschlossen, bevor ich das überhaupt kommunizieren konnte.
Nach geschätzt 10 Minuten war alles erledigt. Ich war nass geschwitzt, was etwas seltsam war, denn eigentlich hatte ich das Gefühl, dass ich mich gar nicht soooo sehr aufgeregt hatte.
Dann kam der „berühmte“ erste Blick zur Uhr an der Wand des OP-Saals. Was hatte ich da nicht schon alles von gelesen im Vorfeld. „Alles direkt scharf“, „Ich sehe ohne Brille“, „ein Erweckungserlebnis“ und was weiß ich nicht alles.
Ich persönlich war hingegen etwas…unterwältigt. Ja, ich konnte die Uhr sehen und ja, ich konnte auch die Uhrzeit irgendwie halb ratend erkennen, aber von „scharf“ oder einem „Wunder“ war das relativ weit entfernt. Es lag ein milchiger Schleier über meiner Sicht und ich war mir in dem Moment nicht mal sicher, ob das gerade überhaupt besser ist, als vorher ohne Brille.
Danach gings in einen Ruheraum, wo man in bequemen Sesseln die Augen für eine halbe Stunde geschlossen halten sollte mit einer anschließenden ersten Kontrolluntersuchung.
Der bequeme Sessel, ein wenig leise Musik im Hintergrund und die geschlossenen Augen waren sehr entspannend und angenehm und zusammen mit dem „Ich habs überstanden“ Glücksgefühl, wäre ich fast eingeschlafen. Bin ich letztlich aber nicht und so kam es dann auch pünktlich nach 30 Minuten zur ersten Untersuchung. Die ging relativ fix und führte zum Ergebnis: Alles super. Mir wurde nochmals nachdrücklich an die Hand geben zu Hause konsequent diverse Augentropfen anzuwenden (hatte ich schon im Vorfeld besorgt) und ansonsten sei außer ggf. einem leichten „Brennen“ nichts weiter zu erwarten. Wenns zu sehr nervt, könne ich Ibuprofen nehmen.
Nun ja…

Nach der OP

Also: Ab nach Hause! Das Auto stand ca. 15 Minuten Fußweg entfernt und ich hatte mir in weiser Voraussicht eine dunkle Sonnenbrille zugelegt. Das sollte sich auszahlen, denn draußen hatte sich nach einem eher bewölkten Vormittag in der Zwischenzeit der absolute Hyper-Sonnenschein hochgefahren. Nach dem Eingriff sind die Augen relativ lichtempfindlich, mit der Brille ging das aber ganz gut. Schmerzen hatte ich nach wie vor keine, die Augen fühlten sich lediglich ein bisschen „mitgenommen“ an. Ist schwer zu beschreiben, aber schlimm wars nicht. Sehr wohl unangenehm war allerdings der Zigarettenrauch einer rauchenden Frau auf der Straße, der in meine Augen gelangte…aber nun ja.
Zuhause angekommen habe ich alle Rollläden runter gelassen und mich ins dunkle Wohnzimmer gesetzt. Alle 30 Minuten habe ich mir streng nach Plan verschiedene Tropfen in die Augen geben Bei so was bin ich relativ pedantisch. Irgendwann ließ die Wirkung der Betäubungstropen dann langsam nach.
Und dann wurde es, ich kanns nicht anders sagen, wirklich unangenehm.
Ich hatte keine wirklichen Schmerzen im klassischen Sinne, aber die Augen haben so dermaßen gebrannt, gejuckt und getränt, dass es wirklich kein Spaß war. Ich konnte die keine 5 Sekunden am Stück offen halten, die haben sich einfach mehr oder weniger wieder automatisch geschlossen. Jetzt könnte man sagen „dann lass sie halt zu“, jaaaaa aaaaber das ging ja nicht, wenn man alle 30 Minuten irgendwas da rein träufeln soll. Das funktionierte dann auch überhaupt nicht mehr. Ich konnte nichts sehen und die Augen nur wenige Sekunden offen halten. Gefühlt 90% aller Tropfen sind sonstwo gelandet, aber sicher nicht in meinem Auge. Dann dachte ich mir „gut, fuck it, nimmste halt ne Ibu“. Joa…das hatte exakt GAR KEINE Wirkung. Meine Augen tränten inzwischen dermaßen, dass meine Tränen den Fußboden nennenswert befeuchteten.
Also saß ich da dann -faktisch heulend- im dunklen Wohnzimmer, konnte nichts sehen und nichts machen, konnte meine Augen nicht öffnen, konnte nicht vernünftig tropfen und selbst mit geschlossenen Augen juckte und brannte es inzwischen ziemlich stark und da man nichts zur Ablenkung machen konnte, fokussierte ich mich auf dieses Jucken und Brennen mehr als es hätte sein müssen und steigerte mich da immer weiter rein. Gegen 21 Uhr beschloss ich einfach ins Bett zu gehen und zu versuchen zu schlafen. Überraschenderweise bin ich dann tatsächlich auch recht schnell eingeschlafen.

Der Tag danach

Ich kann nicht sagen, wann ich aufgewacht bin, aber auf jeden Fall später, als man erwarten würde, wenn man um 21 Uhr ins Bett geht. Ich öffnete die Augen…und…alles war gut. Buchstäblich über Nacht sind absolut alle Beschwerden und Probleme nahezu komplett verschwunden. Das Jucken und Brennen war weg und ich konnte mehr oder weniger scharf sehen. Das war ein beeindruckender Moment, das muss ich zugeben.
Natürlich stellte ich im Laufe des Vormittags fest, dass doch noch nicht ALLES zu 100% komplett gut und weg war, aber ich konnte auf jeden Fall schon wieder am Leben teilnehmen. Langes fokussieren auf etwas strengte die Augen aber immer noch recht schnell merklich an. Meiner Arbeit vor PC-Bildschirmen hätte ich jedenfalls noch nicht nachgehen können, aber ich hatte mir 2 Tage Urlaub genommen, so dass ich zusammen mit dem anschließenden Wochenende insgesamt 4 Tage frei hatte um mich zu erholen.
Am selben Tag gings dann noch zur ersten richtigen Nachkontrolle. Dazu gibts nicht viel zu sagen. Das war eine Sache von 5 Minuten und alles war OK. Ich soll einfach weiter tropfen und versuchen mir nicht die Augen zu reiben. Letzteres klingt banal, aber das passiert so schnell, so unbewusst, wenn die Augen jucken, dass man da wirklich höllisch aufpassen muss.

Der weitere Verlauf

In den nächsten Tagen schwankte alles so ein bisschen hin und her. Mal juckte es mehr, mal gar nicht. Mal sah ich schärfer, dann wieder schlechter. Vier Tage nach der OP saß ich wieder vor meinen Bildschirm und arbeitete. Das ging gaaanz gut, wobei ich schon noch relativ oft kurze „Augenpausen“ machen musste und echt viel an befeuchtenden Augentropen verbraucht habe. Eine Woche nach der OP gabs eine weitere Kontrolle. Dort wurde mir eine zukünftige Sehschärfe von „sicher über 100%“ prognostiziert.
Die darauffolgenden Tage und Wochen verliefen im positiven Sinne unspektakulär. Alles stabilisierte sich immer weiter, lediglich das Gefühl trockener Augen hielt sich recht hartnäckig. „Einfach immer weiter tropfen“ lautete da die Devise. Einmal wachte ich nachts auf und bemerkte plötzlich, dass ich mir im Halbschlaf offenbar seit einer gefühlten Ewigkeit im Auge rum rieb. Kurze Panik, aber die Nummer hatte zum Glück keinerlei Konsequenzen.
Nach 3 Monaten stand die Abschlussuntersuchung an und tatsächlich sollte sich die „über 100% Prognose“ bewahrheiten. 130% Sehstärke lautete das finale Ergebnis. Davon ab war auch alles andere top und bezüglich der trockenen Augen soll ich einfach „nach Bedarf“ weiter tropfen, das würde sich schon geben. Tatsächlich war es schon in den Tagen und Wochen zuvor bereits immer ein bisschen besser geworden, so dass ich die Klinik in einer doch relativ euphorischen Stimmung verließ.

Fazit

Inzwischen ist das Ganze etwas mehr als ein Jahr her und ich habe absolut keine Probleme mehr. Es ist als ob ich nie eine Brille getragen hätte. Ziemlich erstaunlich, wie „selbstverständlich“ man etwas ablegt, was einen zuvor 3/4 seines Lebens begleitet hat. Trockene Augen habe ich auch keine mehr. Das Thema hatte sich relativ kurz nach dem letzten Nachsorgetermin erledigt.
Rückblickend betrachtet muss man sich fast ärgern das Ganze nicht schon früher gemacht zu haben.
Ich kann jedem, der (aus welchen Gründen auch immer) von der Brille genervt ist und das Geld dazu hat, nur raten, sich die Augen lasern zu lassen. Die komplette Prozedur ist in Summe absolut harmlos und das Ergebnis ist fantastisch. Ja, der erste Abend war nervig, aber seitdem habe ich das Ganze nicht mehr auch nur eine Sekunde lang bereut.

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